Gegenteile (1).

Warm und Kalt.

Nass und Trocken.

Genuss und Kampf.

Gemeinsam und Alleine.

Über die Unterschiede dieser Welt.

 

(weitere folgen in Teil 2)

 

 

Es ist zum verrückt werden. Es regnet. Es regnet und es hört einfach nicht auf. Es ist bereits der vierte Tag mit Dauerregen. Es herrschen 6°C. Ich packe mein Zelt nass aus und nass wieder ein, hoffe dass es diesen Wassermassen halbwegs stand hält. Ein paar Tropfen hier und da kommen durch. Nachts wache ich auf und checke ständig, ob es durchlässiger wird und mein Daunenschlafsack womöglich etwas abbekommt. Ich koche und esse im Regen. Meine Muskeln sind stets angespannt, da ich mich nicht angenehm warm fühle. Alles ist leicht feucht.

Ich befinde mich gerade auf einer abgelegeneren Route und ärgere mich über diese Entscheidung. Denn ich habe somit nicht mal die Möglichkeit irgendwo einzukehren oder mich in eine Bushaltestelle zu setzen. Durch den vielen Regen ist es mir kaum möglich ordentliche Pausen zu machen. Ich kann nicht lange stoppen, da ich sonst schnell kalt werde. So halte ich nur kurz um mir eine Banane in den Mund zu schieben. Ich komme der schwedischen Grenze näher und freue mich anfangs über den Pass auf ein Plateau, der nun kommt. Denn somit werde ich durch den Anstieg endlich mal wieder richtig warm. Gleichzeitig schwitzt man aber auch ordentlich unter der ganzen Regenbekleidung. Hörte es also mal kurzzeitig auf zu regnen, hielt ich sofort an und zog die Regenjacke, -hose und die Schuh-Überzieher aus. Fünf Minuten später fing es wieder an. Also wieder stoppen, Regensachen anziehen. Dieses Spiel spielte ich mehrmals bis ich irgendwann anfing laut zu fluchen und zu brüllen. Der Frust musste raus. Und ich begann mich zu fragen wo um aller Herrgotts Willen soviel Wasser herkommt.

Meine Reise führte mich durch trockenste Regionen: Kalifornien und die Baja California (Halbinsel Mexikos). Dort herrschte das absolute Gegenteil. Die Sonne brannte auf uns hinab und nicht selten wünschte ich mir Wolken. Die Hitze war teils unerträglich und ich frage mich heute, wie wir das überhaupt geschafft haben. Die vorherrschenden Farben der Landschaft sind Gelb- und Brauntöne, nur einige wenige trockene grüne Areale sind zu finden. Die Menschen hoffen auf Regen. Kriegen ihn nur selten. Stattdessen scheint die Sonnen ununterbrochen. Eine Frau, bei welcher wir mittels Warmshowers in Mexiko waren, plante eine längere Radreise. Sie wolte im März oder April in Norwegen starten und Europa bereisen. Statt eines ganzen Kochers wollte sie nur einen Tauchsieder mitnehmen, den sie mittels einer kleinen Solarzelle betreiben wollte. Eine schöne Idee, wie ich fand. Aber absolut nicht umsetzbar. Zeigt aber, wie unterschiedlich unser Empfinden für Normalität ist.

Hier wünsche ich mir nichts sehnlicher als die Sonne und ein bisschen Wärme. Die ersten zwei Tage Regen waren noch aushaltbar, aber dann sank meine Laune stündlich. Das hatte nichts mehr mit Genuss zu tun. Nun gut, es war von Anfang an klar, dass eine solche Reise nicht nur Genuss ist. Aber wie immer im Leben ist das im Geiste leichter zu durchleben. Die nasse Realität sah anders aus. Ich kam in meinen 'Durchhalte'-Modus und redete mir ein, dass der Regen doch irgendwann aufhören muss. Aber nach vier Tagen befand sich meine Laune im Keller und ich spielte mit dem Gedanken mich irgendwohin in den Bus zu setzen. Warum musste ich auch unbedingt nach Norwegen?

 

 

Weil die Natur atemberaubend schön ist. Deswegen musste ich nach Norwegen. In Bodø hatte ich mich schweren Herzens von Rebecka verabschiedet und nahm die Fähre auf die Lofoten. Dort verbrachte ich nur eine Nacht alleine bis am nächsten Abend Peter zu mir stieß. Ich lernte Peter vor sieben Jahren kennen. Er war mein Couchsurfing Host in Stockholm. Nun erkundeten wir die Lofoten gemeinsam für über zehn Tage.

Die Lofoten. Wie kann man die in Worte fassen? Gar nicht. Ich finde auch nicht unbedingt, dass man die per Rad befahren muss. Denn man kommt nicht vorwärts. Zuviele Wanderungen, die gemacht werden wollen, zuviele Pausen zum Genießen, zuviele Aussichten zum Bestaunen. Ein Paradies zum Wandern, Kayaken und Klettern. Unbeschreiblich. Ich kann nur die Bilder sprechen lassen.

 

 

Nach diesen Tagen auf den Lofoten mit Peter war ich dann alleine. Das erste Mal so richtig alleine seit langer Zeit. Das war der Zeitpunkt, wo der Dauerregen begann. Ebenso Gegenwind. Wunderbares Timing. Ich hatte etwas Bedenken, wie es sich für mich anfühlen würde. Da ich doch ein sehr sozialer Mensch bin, gute Gesellschaft, interessante Gespräche und vor allem gemeinsames Lachen sehr zu schätzen weiß. Aber es war dann besser als ich dachte. Wenn nicht dieser Regen gewesen wäre. Ich hoffte auf liebenswerte Engel, diese kleinen Wunder die manchmal geschehen. Auf Leute, die mich auf ein heißes Getränk zu sich bitten oder einfach nur nette Begegnungen, die mich aufmuntern würden. Auf meiner bisherigen Reise ergab sich sowas immer irgendwie. Aber hier zogen nur Campervans an mir vorbei und ich erntete mehrere verstörte Blicke, frei nach dem Motto, wieso fährt sie denn bei dem Regen?

Dann die Rettung: ich konnte mich für ein paar Tage in einer WG ausruhen. Drei liebe junge Menschen, die in einem Ort an der schwedischen Grenze wohnen, der im Sommer 36 Einwohner hat. Ich genieße es nicht alleine zu sein und zu quatschen. Ich liebe Couchsurfing und Warmshowers. Es ist so toll verschiedene Menschen kennenzulernen. Ihre Ansichten, ihre Einsichten in ihr Leben und Arbeit, ihre Region wie sie sie wahrnehmen, neue Dinge kennenlernen und ausprobieren. In Bodø bekochen uns zwei syrische Brüder mit dem leckersten syrischen Essen und ich nehme mir vor ihre Rezepte auch Zuhause zu probieren. Ein Couchsurfing Host auf den Lofoten nimmt uns mit zum Angeln. Nach nur 10 Sekunden hat Peter einen Kabeljau am Haken. Ich übertreibe nicht mit der Zeit. Nachdem wir in den nächsten zwanzig Minuten 'nur' noch drei weitere Fische hatten, wollte unser Host die Stelle wechseln. Zu wenig Fische hier, meint er.

 

Danke an Peter für einige der Bilder!

 

 

... to be continued. Teil (2) stelle ich in ein paar Tagen online :)

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Manuel (Dienstag, 01 August 2017 23:19)

    in DD regnet es auch gerade...