Die Menschen des Nordens.

Was ist typisch für deine Heimat?

Diese Frage stellte ich in fast allen Ländern, die ich mich dem Fahrrad bereiste.

Ich bekam viele verschiedene Antworten für die jeweiligen Nationen und Regionen.

Auch hier in Norwegen fragte ich die Leute, denen ich begegnete.

 

 

'Die Natur ist das typischste für Norwegen' war Antwort Nummer eins. Durchaus berechtigt. Die Landschaft ist einzigartig, unberührt und atemberaubend (Wartet nur auf die Bilder von den Lofoten, auf denen ich mich gerade befinde). Wenn sich die Sonne blicken lässt, erscheint alles wie in einem Märchen. Man könnte meinen, dass Riesen und Trolle die vielen Felse und zerklüfteten Berge bewohnen. Zwischen den vielen Blumen schwirren die Feen und verzaubern dich. Es ist ein Traum eines jeden Campers. Wir fanden die tollsten Spots mit wahnsinns Ausblicken.

 

 

Tatsächlich wissen die Norweger diese Schönheit auch zu schätzen. Die meisten Leute hier sind total Outdoor begeistert. In jeder noch so kleinen Stadt gibt es einen Outdoorladen und dementsprechende Kleidung ist absolut alltagstauglich und wird allgmein getragen. Gut - der Regen tut hier sein übriges. Eine vertrauensvolle Regenjacke und -hose ist ein absolutes Muss. So zählte auch das Wort Outdoor zu meinen Antworten, die ich bekam.

 

Eine sehr interessante Äußerung war die eines Courchsurfing Hosts: 'Social Anxiety'. Soziale Beklemmung. Direkt von der USA kommend war da tatsächlich ein Unterschied zu spüren. Dort ist es völlig normal mit Leuten mal ein kurzes Schwätzchen zu halten und offen lachend durch die Welt zu gehen. Als ich das in Trondheim tat, wurde ich angeschaut, als wenn ich vom Mars käme. Die Menschen im Norden sind etwas zurückhaltender. Die Antwort passte ebenso hervorragend zu einem Buch, welches ich in Trondheim las. 'The Social Guidebook to Norway' versucht mithilfe lustiger Illustrationen das soziale Leben und Interaktionen der Norweger zu erklären. Der Autor bringt es hier sehr schön auf den Punkt ;) Ein weiteres Beispiel ist dieses:

"Ich fragte einen Norweger, was ein guter Freund für ihn wäre. Der Norweger war eine Weile ruhig und sagte schließlich: Ein guter Freund ist jemand, mit dem ich alleine in der Stille im Raum sitzen kann und mich dabei wohl fühle."

[Frei übersetzt und zitiert von der Website des Autors]

 

 

Wenn man so über die vielen Inseln entlang der Küste fährt, wird mir bewusst, wie isoliert die Menschen hier leben. Die ewig hellen und nicht endenden Sommernächte bringen ebenso harte und dunkle Wintermonate mit sich. Ich frage mich, wie man es dann hier aushalten kann. Was macht man den ganzen Tag wenn es für nur 4 Stunden am Tag dämmert? Eine gewisse Isolation ist demnach wohl ebenso typisch und gehörte zu meinen Antworten.

 

Warum aber nun die Norweger so gerne das Licht anlassen, ist mir nicht klar. Einer liebe Finnin namens Mikaela, bei welcher wir 'courchsurfen' durften, fand, dass das super typisch wäre und ich gebe ihr Recht. Wir waren zwar nicht bei vielen Leuten hier, aber bei denen wo wir waren, brannte fast überall und während des ganzen Tages Licht im Flur, Bad usw. Mikaela arbeitet als eine Art Kranken- und Versorgungsschwester und als sie bei einer Patientin den Lichtschalter ausschaltete, sagte diese zu ihr, sie solle es doch bitte anlassen, denn sie würde das Licht später noch brauchen.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Steffen (Dienstag, 11 Juli 2017 22:58)

    Ist schön eure Bilder anzusehen, da erlebe ich mein eigenes Abenteuer aus dem Jahr 2015 ein zweites Mal. Ein bisschen beneide ich euch dass ihr zu zweit unterwegs seid; ich war damals 5 Wochen alleine bis ans Nordkap auf dem Sattel.
    Diese Brücke ist scheinbar ein beliebtes Motiv bei allen Norwegenradlern, zumal wenn man sie erklommen hat. :-)
    https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net/v/t1.0-9/11694814_828974623847677_8847119012239158799_n.jpg?oh=016458e8f98c779e9586e13892610637&oe=59CBDB64

  • #2

    Manuel (Samstag, 15 Juli 2017 00:36)

    Hm... Sieht ziemlich kalt aus...

  • #3

    Janina Fischer (Montag, 17 Juli 2017 18:16)

    Liebe Anna,
    auf deine Frage, was machen die Norweger wenn es im Winter nur 4 Stunden am Tag dämmert. Es ist wie in Island: Sie stricken. Also müsste eigentlich voll dein Ding ;-) sein. Darum gibt es in Island und Norwegen auch so tolle Strickmuster und die Wolle steht quasi vor der Tür. Norwegerpullies und Islandstrickjacken. An so einem Werk sitzt man schon an die drei bis vier Wochen, bei hoher Stundenstrickzeit, da kann es draußen auch dunkel sein, genug Lämpchen mit Licht stehen ja in den Fenstern.

    Genieß die Zeit. Sobald Fischer Nr. 5 da ist, schreiben wir dir. Derzeit warten wir jeden Tag auf ihn. Sei umarmt. Anna, Ida, Tobi und Nina